Wolkenbruch

23. Mai 2022

Als erstes kauft Zoli vom naheliegenden Bäcker Brötchen, dazu kommen noch ein Honig und ein Sirup aus der Hofproduktion. Den Sirup für die Erwachsenen (Obstler-Brand) spendiert uns unser Gastgeber, welcher kurz vor unserem Start vorbei schaut. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für den Vertrauensvorschuss und die Möglichkeit an diesem schönen Ort eine Nacht zu verbringen!

Wir sind etwas in Verzug und starten ziemlich spät. Am Dorfbrunnen höre ich plötzlich jemanden rufen: “Franzi, huhu!!” Ich drehe mich um und sehe eine Frau die Treppen des Rathauses hinuntersteigen. Es stellt sich heraus, dass sie diejenige ist, welche unsere Pferde heute Abend in ihrem Stall aufnimmt. “Ja, seid ihr schon hier? So schön!” Ich lache innerlich, wenn sie wüsste, dass wir eben erst gestartet sind! Es folgt ein kleiner Plausch und endlich verlassen wir das hübsche Dorf Schwenningen.

Der Himmel zieht immer mehr zu und es beginnt in der Ferne zu blitzen und erstes Donnergrollen ist zu hören. Die Kinder sind beunruhigt. Was tun, wenn man in ein Gewitter gerät? Wir gehen die einzelnen Möglichkeiten durch, guten Mutes, dass wir es in die nächste Ortschaft schaffen, bevor uns das Gewitter einholt. Leider sind Wind und Wolken schneller als wir, und kurz vor dem Schutz der Häuser bricht der Regen über uns herein. In einem kleinen Wäldchen warten wir das Unwetter ab. Da ich nicht sicher bin, ob noch mehr kommt, nehmen wir den kürzesten Weg und erreichen am frühen Nachmittag Glashütte, unser heutiges Ziel.

Am Dorfeingang stehen zwei Stuten und ein Fohlen auf der Weide. Suenos Anblick (er hat die Regendecke über der Last) erschreckt die Stuten dermassen, dass sie kopflos auf der Weide hin und her rennen. Dabei drücken sie das Fohlen in den Zaun und dieses bleibt mit dem Halfter darin hängen. Verzweifelt versucht es sich immer wieder loszureissen. Ich rufe den zwei älteren Kindern zu, sie sollen ins Dorf laufen und bei irgendwelchen Leuten klingeln - ich befürchte, dass sich das Fohlen selbst stranguliert. Die Kinder rennen los, Zoli und ich bleiben mit Sueno und Tara stehen, in der Hoffnung, dass sich die Stuten wieder beruhigen. Das Fohlen windet sich immer noch im Zaun, da auch die Stuten weiterhin wild auf der Weide herumrennen.

Endlich schafft es das Fohlen sich zu befreien und im nächsten Augenblick reissen die Pferde den Zaun nieder und galoppieren quer durchs Dorf. Sueno wiehert den dreien erstaunt hinterher. Die Kinder kommen zurück. Der lakonische Kommentar des Nachbarn: “die (Pferde) sind von da hinten, die laufen jetzt heim…” Ich rufe die Stallbetreiberin an, zu der wir unterwegs sind und schildere ihr die Situation. Sie zögert nicht lange und macht sich auf die Suche nach Nachbars Pferden. Das kostet sie viel Zeit, sind die Pferde doch ins Sperrgebiet der deutschen Bundeswehr gelaufen… Schön, wenn man solch eine hilfsbereite Nachbarin hat!!!

Wir kommen also mit ziemlich viel Adrenalin im Blut beim Stall an und versuchen uns zurecht zu finden (da unsere Gastgeberin ja auf Pferdesuche ist). Irgendwann tauchen die ersten Pferdemädchen auf, welche Ponyreitenstunde hätten. Ich erkläre die Situation und alle nehmen es gelassen. Zum Glück kommt auch bald die Helferin der Stallbetreiberin und wir organisieren das Nötigste. Die Wohnung, welche wir für heute Nacht beziehen dürfen, liegt gleich neben dem Stall. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt die Stallbetreiberin zurück - alle Pferde sind gefunden und zumindest auf den ersten Augenschein unverletzt.

Wir richten uns ein - im Stall und der Wohnung. Spontan entschliessen wir uns, noch einen Tag länger zu bleiben. So habe ich etwas mehr Zeit zu organisieren und uns mit unserer Gastgeberin auszutauschen. Ein interessanter Tag liegt hinter und vor uns!

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Wiedersehen mit Hindernissen in Little Engadin